Alma Haverkamp – Biographie

Alma Johanne Haverkamp wird am 8. Februar 1907 als erstes Kind von Hermann Grummer und Sophie Grummer auf dem elterlichen Hof am Pohlweg in Altmoorhausen (heutiger Eigentümer: Henning Struthoff) geboren. Sie ist die ältere Schwester von Hermine Hemme und Bernhard Grummer.

Am Tag von Almas Geburt beginnt im moldawischen Teil Rumäniens ein Bauernaufstand, der sich schnell auf andere Regionen des Landes ausbreitet. Dabei geht es außer um die allgemeinen Lebens- und Arbeitsbedingungen auch um die sehr ungleiche Verteilung des Landbesitzes, die trotz einer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzogenen Agrarreform fortbesteht. Zwar hatten damals die meisten Kleinbauern ein eigenes Stück Land erhalten. Da viele von ihnen davon allein jedoch nicht leben können, sind sie gezwungen, sich nebenbei bei einem der zahlreichen Großgrundbesitzer zu verdingen. Diese wiederum nutzen die Not der Gegenseite skrupellos aus und diktieren entsprechend ungünstige Arbeits- und Pachtverträge.

In den folgenden Wochen ziehen marodierende Gruppen über Land und plündern neben Wirtschaftsgebäuden auch Läden und Gaststätten, es kommt zu Misshandlungen und vereinzelt auch zu Totschlag. Dabei richtet sich der Zorn der Bauern nicht nur gegen Großgrundbesitzer, sondern auch gegen Juden: Diese dürfen als Ausländer in Rumänien zwar kein Land besitzen, stehen aber häufig als Zwischenpächter auf Seiten der Oberschicht und leben mitunter recht gut davon.

Solange der Aufstand regional begrenzt ist und in erster Linie jüdische Familien trifft, bleibt die Regierung weitgehend passiv. Erst als sich Ende März 1907 mehrere tausend Bauern vor der Hauptstadt Bukarest zusammenrotten, schickt ihnen Kriegsminister Alexandru Averescu die Armee entgegen. Bei den anschließenden Kämpfen kommen offiziellen Angaben zufolge 419 Menschen ums Leben, die tatsächliche Zahl der Getöteten dürfte jedoch weit darüber liegen. An der misslichen Lage der rumänischen Landbevölkerung ändert sich auch in den folgenden Jahren nichts.

Verglichen mit der Situation in Rumänien geht es den in der Landwirtschaft beschäftigten Einwohnern Altmoorhausens – und das sind die allermeisten – kurz nach Anbruch des 20. Jahrhunderts natürlich um einiges besser. Ein leichtes Leben führen sie trotzdem nicht. Schon gar nicht, wenn sie als Heuerleute, Knechte oder Mägde über keinen eigenen Grundbesitz verfügen. Doch auch manche Hofbesitzer müssen sich, da sie häufig nur relativ kleine Flächen bewirtschaften, mächtig strecken und sind auf den einen oder anderen Nebenerwerb angewiesen. Letzteres gilt für Almas Eltern, deren Besitz immerhin fast 35 Hektar umfasst, zwar nur sehr bedingt. Gleichwohl ist der Torfabbau auf dem Grummer-Hof in jenen Jahren ein fester und angesichts des möglichen Zusatzverdienstes willkommener Bestandteil der alltäglichen Arbeit.

Kurz nachdem Alma in die nur wenige hundert Meter entfernt gelegene Volksschule Altmoorhausen eingeschult worden ist, wirbelt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs das dörfliche Gefüge kräftig durcheinander. Wie die Väter vieler Klassenkameraden wird auch Almas Vater Hermann Grummer zur Armee einberufen, ebenso Schulleiter Johann Folkers. Über viele Monate hinweg findet der Unterricht für die Altmoorhauser Kinder deshalb in Hemmelsberg statt. Für Alma verlängert sich der tägliche Schulweg dadurch auf knapp drei Kilometer. Eine Strecke, die sie vermutlich unter anderem mit ihrer nur wenig älteren, ebenfalls am Pohlweg wohnenden Schulkameradin Martha Rüscher zurücklegt.

An einem Sommertag des Jahres 1917 schlägt auf dem Grummer-Hof während eines Gewitters der Blitz ein und löst ein verheerendes Feuer aus. Zwar kommt aus Almas Familie niemand zu Schaden, doch die schwer beschädigten Gebäude sind bis auf weiteres unbewohnbar. Zusammen mit Mutter Sophie und Schwester Hermine zieht Alma deshalb zu ihrem Onkel Diedrich Schwarting nach Hurrel. Auf dessen Hof am Hesterort (heute: Heiko und Anieka Schwarting) wohnt sie laut Auskunft ihrer Großnichte Inge Struthoff fast drei Jahre lang und besucht in dieser Zeit auch die gegenüber der Gastwirtschaft von Carl Busch (heute: Hajo und Dagmar Mehrings) gelegene Dorfschule. Wahrscheinlich erst zu Beginn des letzten Schuljahres wechselt Alma dann wieder zurück auf die Volksschule in Altmoorhausen, wo Vater Hermann in der Zwischenzeit den Neubau des Hofes vorangetrieben hat. Bald nach dem Einzug wird im Januar 1922 Almas Bruder Bernhard geboren.

Ob Alma die folgenden fünf Jahre bis zu ihrer Heirat mit Georg Haverkamp aus Hurrel auf dem elterlichen Hof arbeitet oder anderswo in Stellung ist, weiß heute niemand mehr mit Gewissheit zu sagen. Nach ihrer Hochzeit im Mai 1927 bewirtschaften beide jedoch einen Pachthof in Grummersort (heute: Enno Carstens). Dort erlebt Alma den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, den Aufstieg der Nationalsozialisten und schließlich die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler.

Weil ihr Verpächter Eigenbedarf anmeldet, lassen sich Alma und Georg Mitte der 30er Jahre in Neumühlen bei Berne auf einem anderen, zum Gut Witzleben in Hude gehörenden Pachthof mit angeschlossener Gastwirtschaft nieder. Eine doppelte Arbeitsbelastung, der sich Alma schon relativ bald nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs alleine gegenübersieht: Georg erhält einen Einberufungsbescheid zur Wehrmacht und verbringt die folgenden Jahre in Frankreich. Nach der Invasion der Alliierten in der Normandie gerät er in Gefangenschaft und kehrt erst 1946 oder 1947 nach Hause zurück.

In Almas Familie hat es in der Zwischenzeit viel Leid gegeben. Mutter Sophie, in furchtbarer Sorge um ihren einberufenen Sohn Bernhard, ist im Juni 1941 kurz vor dem Angriff auf die Sowjetunion gestorben, Almas Onkel Heinrich Friedrich Schwarting zwei Monate danach an der nordrussischen Front. Acht Monate vor Kriegsende ist auch Almas Vetter Bernhard Schwarting aus Hurrel gefallen. Bruder Bernhard Grummer wiederum bleibt in den Weiten Russlands vermisst, sein Schicksal ist bis heute ungeklärt.

Schon bald nach Georgs Rückkehr heißt es für Alma erneut die Koffer packen: Ihr Pachthof bekommt einen neuen Eigentümer, der ihn für eigene Zwecke nutzen will. Der Verkauf des Inventars bringt genügend Geld ein, um 1951 in Huntebrück ein ehemaliges, direkt am Deich gelegenes Heuerhaus zu kaufen. Während Georg fortan in einer nahegelegenen Ziegelei arbeitet, kümmert sich Alma um Haushalt und Garten.

Nach Georgs Tod im Januar 1979 bleibt Alma zunächst in Huntebrück wohnen, erkrankt aber bald darauf schwer. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt lebt sie noch kurze Zeit im Kückens-Pflegeheim in Berne, wo sie am 26. Februar 1984 stirbt. Beerdigt ist Alma vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Nicolai-Kirche in Elsfleth.