Diedrich Gerhard Friedrich Schmidt wird am 20. Februar 1905 als neuntes Kind von Diedrich Ludwig Schmidt und Anna Katharine Schmidt auf dem Kolonat seiner Eltern in Petersfehn im Ammerland geboren. Er ist der jüngere Bruder von Friedrich Schmidt, Johanne Pape, Diedrich Hermann Schmidt, August Schmidt, Wilhelm Schmidt, Georg Schmidt, Heinrich Schmidt und Karl Schmidt.
Drei Tage vor Diedrichs Geburt stirbt in Moskau Großfürst Sergei Alexandrowitsch Romanow bei einem Bomben-Attentat. Der Onkel des seit 1894 regierenden Zaren Nikolaus II. ist das jüngste Opfer in einer ganzen Serie von Anschlägen, zu denen sich die Sozialrevolutionäre Partei bekennt – womit sie in der Reformen herbeisehnenden Bevölkerung breite Zustimmung erfährt. Denn wie die meisten anderen Mitglieder der Herrscherfamilie und ihres Führungsapparats hat Sergei als Generalgouverneur von Moskau in der Vergangenheit viel Hass auf sich gezogen. Spätestens seit dem Petersburger Blutsonntag am 22. Januar, als Soldaten vor der Residenz des Zaren das Feuer auf eine friedlich demonstrierende Menge eröffnet hatten, sehen zudem viele Russen kaum noch Alternativen zu dieser Strategie der Gewalt, die freilich immer auch Gegengewalt herausfordert.
Dem unmittelbar nach der Tat festgenommenen Attentäter Iwan Kaljajew schlägt vor diesem Hintergrund bei der Strafverhandlung eine fast schon kultische Verehrung entgegen. Als bekannt wird, dass Kaljajew zwei Tage vor dem Mord einen ersten Versuch abgebrochen hatte, weil er in der sich nähernden Kutsche neben dem Großfürsten dessen Ehefrau Elisabeth und zwei Kinder sitzen sah, stilisieren ihn manche Prozessbeobachter zum „Terroristen mit der reinen Seele“. Für das Strafmaß spielt das freilich keine Rolle: Kaljajew wird zum Tode verurteilt und am 23. Mai 1905 in der Festung Schlüsselburg gehängt. Obwohl er keinerlei Reue erkennen lässt, besucht ihn Großherzogin Elisabeth kurz vor der Vollstreckung im Gefängnis und verspricht, für die Rettung seiner Seele zu beten.
Derweil nimmt die mit der drohenden Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg angestoßene und vom Blutsonntag beschleunigte Revolution ihren Lauf. Überall im Land streiken Arbeiter, Bauern verweigern ihre Pacht- und Steuerzahlungen, Soldaten meutern. Prominentestes Beispiel ist die Meuterei auf dem Kriegsschiff Potemkin am 27. Juni 1905, die nach Anlaufen der Hafenstadt Odessa abermals in ein Massaker mündet.
Durch die genannten Ereignisse gerät Nikolaus II. immer stärker in die Defensive. Im vier Monate später erlassenen Oktober-Manifest verspricht er seinen Untertanen deshalb neben bürgerlichen Freiheitsrechten auch die Einrichtung eines Parlaments. Tatsächlich finden im Frühjahr 1906 erstmals Wahlen zur Staatsduma statt, an deren Abgeordneten der vom Zar eingesetzte Premierminister Pjotr Stolypin aber in den folgenden Jahren weitgehend vorbeiregiert. Ein Attentat des Sozialrevolutionärs Dmitri Bogrow – hier schließt sich gewissermaßen der Kreis – beendet im September 1911 auch Stolypins Leben.
Im selben Jahr wie Pjotr Stolypin stirbt in Petersfehn Diedrichs Mutter. Diedrich kommt daraufhin in die Obhut verschiedener Haushälterinnen, später lebt er dann bei seiner Schwester Johanne und ihrem ersten Ehemann August Kayser in Jeddeloh. Alles in allem ein wenig kindgerechtes Umfeld, das die Einschränkungen des seit August 1914 tobenden Ersten Weltkriegs nicht besser machen – zumal August Kayser bereits im August 1915 an der Ostfront in der Nähe von Lublin fällt.
Nach dem Abschluss der Volksschule hat Diedrich das Glück, eine Lehrstelle als Zimmermann in der näheren Umgebung zu bekommen. Noch während der Ausbildung lernt er seine spätere Ehefrau Minna Gode kennen, die in Petersfehn in einem Kolonialwarengeschäft arbeitet. Die beiden schmieden Zukunftspläne, die sie zurück in Minnas Heimatdorf Altmoorhausen führen. Dort arbeitet Diedrich in den folgenden Jahren als Geselle des Zimmermeisters Heinrich Mittwollen, während Minna auf dem Bauernhof von Heinrich Bümmerstädt in Holle in Stellung geht. Nachdem er zunächst bei seinem Arbeitgeber wohnt, mietet Diedrich später ein Zimmer im Haus des Hurreler Gastwirts Reinhard Asseln und macht sich Ende der 20er Jahre als Zimmermeister selbständig.
Als Zimmermann auf dem Land benötigt Diedrich zu jener Zeit nicht zwingend eine Werkstatt, er fährt mit seinem auf dem Fahrrad mitgeführten Werkzeug von Auftraggeber zu Auftraggeber. Gleichwohl hält Diedrich Ausschau nach einem festen Standort, den er schließlich im Laufe des Jahres 1930 findet. Er kauft ein kleines Stück Land an der Hurreler Straße und beginnt dort neben seiner täglichen Arbeit mit dem Bau eines eigenen Hauses (heute: Andreas Linke und Bettina Heinemann-Linke). Als es Ende 1931 bezugsfertig ist, heiraten Diedrich und Minna und ziehen ein.
Während Minna sich um den Haushalt und die im Dezember1932 geborene Tochter Inge kümmert, erweitert Diedrich sein Geschäftsfeld um das Thema Bestattungen. Damit kommt die junge Familie in den nächsten Jahren einigermaßen über die Runden – bis die Kriegsvorbereitungen der seit 1933 diktatorisch regierenden Nationalsozialisten erste Veränderungen mit sich bringen. Diedrich wird zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und wie sein Nachbar Heinrich Logemann zur Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven abkommandiert. Dort hilft er unter anderem, Kriegsschiffe mit Holz zu verkleiden und somit weniger angreifbar gegenüber Minen zu machen.
Schon bald nach Kriegsausbruch wird Diedrich zur Marine-Infanterie eingezogen und tut zunächst Dienst in der französischen Hafenstadt Saint-Nazaire, später dann in Brest. Weil sein Schiff bei einem feindlichen Angriff schwere Treffer erhält, wird er kurz nach der Geburt von Sohn Egon im Mai 1941 ins deutlich ruhigere Sassnitz auf der Insel Rügen versetzt und leistet fortan auf einem Hilfskreuzer Begleitschutz für Schiffe der deutschen Handelsmarine. Bald holt ihn jedoch auch dort das unmittelbare Kriegsgeschehen ein: So erlebt er im Januar 1945 hautnah den Untergang der mit Flüchtlingen überfüllten Wilhelm Gustloff mit, der Schätzungen zufolge mehr als 9.000 Tote fordert.
Nach kurzer Kriegsgefangenschaft in der dänischen Hafenstadt Gedser kehrt Diedrich 1946 nach Hurrel zurück und nimmt seine Tätigkeit als Zimmermann und Bestatter wieder auf. Nach eher schwierigem Beginn – mehrere Kunden zahlen unmittelbar vor der Währungsreform im Juni 1948 ihre Schulden noch in Reichsmark – fasst er beruflich langsam wieder Fuß und ist unter anderem maßgeblich am Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Hofes von Johann Wachtendorf (heute: Hans-Gerd Wefer) in Lintel beteiligt. Später kommt mit der Vermittlung von Fertigfenstern und Dachpfannen ein weiteres Geschäftsfeld hinzu. Trotz seiner Arbeit findet Diedrich in den 50er und 60er Jahren noch Zeit, sich im Heimatverein Sandersfeld zu engagieren, in den Anfangsjahren sogar als Vorsitzender.
Nach der schrittweisen Aufgabe seines Betriebs Mitte der 70er Jahre wohnt Diedrich weiter mit Minna an der Hurreler Straße. Dort feiern beide 1981 bei guter Gesundheit ihre Goldene Hochzeit und 1991 auch Diamantene Hochzeit. Kurz darauf ziehen beide zu ihrer Tochter Inge und Schwiegersohn Friedrich Müller nach Kirchhatten, wo Minna im Mai 1993 nach längerer Krankheit stirbt. Diedrich folgt ihr nur zwei Monate später und wird am 10. Juli 1993 auf dem Neuen Friedhof in Kirchhatten beerdigt.