❷ Die Industrialisierung schafft neue Arbeitsplätze

Mitte des 19. Jahrhunderts nimmt die Zahl der im Großherzogtum Oldenburg lebenden Einwohner stark zu. In Altmoorhausen, wo zwischen 1844 und 1879 fünf weitere Höfe entstehen, haben die nachwachsenden Generationen jedoch kaum mehr Platz zur Verfügung als die ebenfalls schon auf beengtem Raum wirtschaftenden Eltern und Großeltern. Diverse Dorfbewohner suchen daraufhin ihr Heil in der Auswanderung. Tönjes Hinrich Pieper etwa, ein Nachfahre des Altmoorhauser Pionier-Siedlers Sander Pieper, verlässt seine Heimat im September 1885 und findet in der Nähe der texanischen Stadt Victoria ein neues Zuhause. Andere ehemalige Altmoorhauser und Hemmelsberger verschlägt es nach Nebraska, Iowa oder Kalifornien.

Immerhin, den nebenbei häufig immer noch als Hollandgänger oder Seefahrer tätigen Daheimgebliebenen tun sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neue Perspektiven auf: Unternehmen wie die Oldenburger Glashütte und die Warpsspinnerei in Osternburg fahren ihre Produktion hoch, entlang der 1867 eingerichteten Bahnstrecke von Bremen nach Oldenburg bieten zudem Großbetriebe wie die Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei in Delmenhorst Beschäftigung. Nachdem eine 1824 von Hinrich Lindloge am Ortsausgang Richtung Lintel etablierte Ziegelei vermutlich bereits in den 1880er Jahren ihren Betrieb einstellt, entstehen kurz vor der Jahrhundertwende auch in Altmoorhausen selbst wieder einige Vollzeit-Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft. Zum Beispiel an der Bremer Straße, wo Diedrich Gerhard Barkemeyer 1881 eine Schmiedewerkstatt einrichtet.

Die Kindersterblichkeit bleibt in Altmoorhausen und Hemmelsberg wie überall im Anfang 1871 neu gegründeten Deutschen Reich hoch. Eine besondere Tragödie ereignet sich 1872, als während einer Ruhr-Epidemie 18 Kinder unter zehn Jahren zu Grabe getragen werden müssen. Auch einige Erwachsene – darunter der erst ein Jahr zuvor eingesetzte Dorfschullehrer Johann Bernhard Christian Oxen – erliegen der Krankheit. Trotz alledem wächst die Zahl der Einwohner weiter und macht nur 20 Jahre später den Neubau eines Schulhauses nötig: Das alte, 1837 errichtete Gebäude ist angesichts von mittlerweile fast 80 zu unterrichtenden Kindern schlichtweg zu klein geworden.