Johann Diedrich Peter Quitsch wird am 20. Mai 1895 als mutmaßlich zwölftes Kind von Friedrich Wilhelm Quitsch und Henriette Quitsch in Dingstede geboren. Er ist der jüngere Bruder von Hermann Quitsch, Karl Ernst Quitsch, Wilhelm Quitsch, Martha Quitsch, Bertha Emilie Quitsch und Heinrich Friedrich Emil Quitsch und der ältere Bruder von Gesine Sophie Quitsch. Darüber hinaus hat er möglicherweise noch weitere, in Ostpreußen geborene und zum Teil früh verstorbene Geschwister, zu denen es in öffentlich einsehbaren Kirchenbüchern aber keine verlässlichen Daten gibt.
Fünf Tage nach Johanns Geburt verurteilt das Londoner Strafgericht Old Bailey den irischen Schriftsteller Oscar Wilde wegen homosexueller Unzucht zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit. Es ist das absehbare Ende eines Prozesses, der als Verleumdungsklage Wildes gegen John Douglas, den Vater seines langjährigen Liebhabers Alfred Douglas, beginnt. John Douglas hatte den prominenten Autor als „Sodomit“ geschmäht, was dieser entgegen dem Rat wohlmeinender Freunde nicht auf sich sitzen lassen wollte. So kommt es, wie es kommen muss: Der Anwalt von Alfred Douglas präsentiert mehrere Zeugen aus dem Milieu männlicher Prostituierter, die den Umgang mit Wilde bestätigen. Die Chance, vor dem Hauptprozess gegen ihn ins Ausland zu fliehen, lässt Wilde – auf seinen Kult-Status in der Londoner High Society vertrauend – ungenutzt verstreichen. Eine krasse Fehleinschätzung, denn nicht nur das Geschworenengericht wendet sich gegen ihn, sondern auch die Öffentlichkeit. Als der Richter das Urteil verkündet, bricht im Gerichtssaal Jubel aus.
Den größten Teil seiner Strafe muss Wilde im berüchtigten Gefängnis von Reading verbüßen. Nachdem der Prozess zuvor bereits einen Großteil seines Vermögens verschlungen hat, besiegelt nun ein Aufführverbot für seine Stücke den endgültigen finanziellen Ruin. Ehefrau Constance reicht zwar nicht die Scheidung ein, flieht jedoch vor der gesellschaftlichen Ächtung mit den beiden Söhnen ins Ausland und lässt Wilde später die Vaterschaftsrechte aberkennen. Sie stirbt im April 1898 in Genua, wo sie sich wenige Tage zuvor einer Unterleibs-Operation unterzogen hatte.
Als Wilde am 19. Mai 1897 aus der Haft entlassen wird, ist er ein gebrochener Mann. Weil sein ursprünglicher Plan, in einem Jesuitenkolleg Aufnahme zu finden, am Widerstand des Schulleiters gescheitert ist, schifft er sich noch am selben Tag über Dover nach Frankreich ein und nimmt dort den Namen Sebastian Melmoth an. Die letzten Jahre seines Lebens verbringt er verarmt und vereinsamt in Paris, wo er am 30. November 1900 stirbt – ob an Syphilis oder an den Folgen einer chronischen Mittelohrentzündung, ist unter Historikern bis heute umstritten.
Die seit den 1870er Jahren nachgewiesene Redewendung „Nichts Genaues weiß man nicht“ gilt heute auch für die Frage, wo genau in Dingstede Johanns Familie um 1900 lebt. Zugezogen ist sie kurz vor Johanns Geburt. Beide Eltern sowie die älteren Geschwister bis einschließlich Martha sind in Ostpreußen geboren, Bertha Emilie und Heinrich Friedrich Emil dann 1889 beziehungsweise 1890 in Colnrade. Vater Friedrich Wilhelm übt den eher seltenen Beruf des Steinsprengers aus. Im Laufe des Jahres 1904 – Johann ist in Dingstede inzwischen eingeschult – gründet er in Altmoorhausen eine eigene Hofstelle (heute: Gerno Wiechmann), die er fortan mit Ehefrau Henriette bewirtschaftet. Wer von den Kindern zu diesem Zeitpunkt noch im elterlichen Haushalt lebt, ist nicht überliefert. Johanns Schwestern Bertha Emilie und Gesine Sophie definitiv nicht, sie sind 1904 bereits verstorben. Der älteste, als Schneider arbeitende Bruder Hermann wohnt in Hurrel.
Nach dem Umzug besucht Johann die vom neuen Zuhause rund einen Kilometer entfernt liegende Volksschule. Dort gehören unter anderem Heinrich Osterloh, Dietrich Georg Schweers und Johann Heinrich Tönjes zu seinen später in der Oberklasse von Emil Wunderlich unterrichteten Mitschülern. Konfirmiert wird Johann entweder 1909 oder 1910 von Pastor Robert Tiarks in Hude. Ebenfalls einem dieser Konfirmations-Jahrgänge gehören aus den benachbarten Dörfern Adolf Haverkamp, Annchen Hollmann, Georg Lange, Diedrich Neuhaus, Martha Timmermann und Theodor Wieting an.
Wie es für Johann nach Schulentlassung und Konfirmation weitergeht, liegt heute weitgehend im Dunkeln. Als jüngster Sohn hat er vermutlich die Perspektive, den vom Vater begründeten Hof am Brenningsweg zu übernehmen. Indes, so weit kommt es nicht: Als im Sommer 1914 die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand den Ersten Weltkrieg auslöst, gehört Johann zu jenen Altmoorhausern, die zur kaiserlichen Armee einberufen werden und von ihrem Fronteinsatz nicht zurückkehren. Sein junges Leben endet am 13. Februar 1917, als Todesort ist lediglich „Frankreich“ bekannt.