Marie Sophie Witte wird am 31. Oktober 1885 als sechstes Kind von Johann Heinrich Witte und Anna Sophie Witte in Altmoorhausen geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Elise Gesine Marie Witte, Annchen Christine Witte, Mathilde Lampe, Katharine Marie Witte und Johann Heinrich Witte und die ältere Schwester von Georg Wilhelm Witte.
Zehn Tage nach Marie Sophies Geburt unternimmt Paul Daimler, der älteste Sohn des Stuttgarter Konstrukteurs Gottlieb Daimler, eine öffentliche Ausfahrt mit einem von seinem Vater im August 1885 zum Patent angemeldeten Motorrad. Die Fahrt führt zwar nur wenige Kilometer von Cannstatt nach Untertürkheim, hat aber gleichwohl historischen Charakter: Das Reitwagen genannte Gefährt ist das erste Straßenfahrzeug mit Verbrennungsmotor und somit ein direkter Vorläufer des Automobils.
Dreh- und Angelpunkt ist jener Motor, von Daimler und seinem Konstruktions-Partner Wilhelm Maybach als „Standuhr“ bezeichnet: Er ist sehr kompakt, aber gleichzeitig leistungsstark genug, um ein von Menschen gesteuertes Fahrzeug antreiben zu können. Aus Kostengründen haben sich Daimler und Maybach zunächst für ein hölzernes, mit Stützrädern versehenes Zweirad entschieden, dessen Rahmen aus mit Eisenplatten verstärktem Hickory-Holz besteht. Der Motor ist vertikal zwischen den Holzstützen und Kreuzstreben befestigt, so dass der Fahrer praktisch direkt auf ihm sitzt und ihn mit den Beinen umschließt. Alles in allem wenig bequem und wegen der entstehenden Hitze nicht ungefährlich, doch der mit einer Geschwindigkeit von rund zwölf Stundenkilometern absolvierte Testlauf gelingt.
Noch bevor Gottlieb Daimler seinen Motor in eine Pferdekutsche und damit in ein über mehr als zwei Räder verfügendes Gefährt einbauen kann, kommt ihm ein anderer deutscher Konstrukteur zuvor: Am 3. Juli 1886 führt Carl Benz in Mannheim die erste öffentliche Probefahrt mit seinem Patent-Motorwagen Nummer 1 durch. Bis daraus wie auch aus dem 1889 von Daimler vorgestellten Stahlradwagen serienreife Fahrzeuge entstehen, gehen noch einige Jahre ins Land. Indes, aufzuhalten ist der Aufbruch ins Automobil-Zeitalter nicht mehr.
In Altmoorhausen, wo ihre aus dem Nachbardorf Lintel übergesiedelten Eltern als Heuerleute arbeiten und wo die ersten Automobile erst um 1928 herum Einzug halten, erlebt Marie Sophie diesen Aufbruch nicht mit. Sie stirbt bereits am 1. Juni 1886 an einer „Brustkrankheit“ – zur damaligen Zeit ein Synonym für Tuberkulose. Beerdigt ist Marie Sophie vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.