Minna Friederike Schmidt wird am 15. Juli 1910 als fünftes Kind von Hinrich Gode und Annchen Gode auf dem elterlichen Hof in Altmoorhausen (heute: Hanna Gode) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Klara Denker, Heinrich Gode, Johann Gode und Karl Gode und die ältere Schwester von Gustav Gode.
Kurz vor Minnas Geburt toben in den USA schwere Rassenunruhen. Auslöser ist ein Boxkampf, von den Promotern schon Wochen im Voraus zum „Kampf des Jahrhunderts“ ausgerufen. Am 4. Juli 1910 fordert in Reno Ex-Weltmeister Jim Jeffries den amtierenden Schwergewichts-Champion Jack Johnson heraus. Doch das Zusammentreffen ist weit mehr als das Zusammentreffen zweier überragender Kampfsportler. Johnson gewann den Titel im Dezember 1908 als erster Farbiger gegen den Kanadier Tommy Burns – für die meisten weißen Amerikaner eine Schmach, die es schleunigst aus der Welt zu schaffen gilt. Gleich vier weiße Herausforderer scheitern jedoch an der Aufgabe, so dass sich schließlich Jeffries („Ich werde beweisen, dass ein Weißer besser ist als ein Neger“) zu einem Comeback überreden lässt.
Der auf Film dokumentierte Kampf verläuft von Beginn an sehr einseitig. Jeffries, seit fünf Jahren im Ruhestand und nur noch als Farmer tätig, hat den ständigen Attacken seines durchtrainierten Gegners wenig entgegenzusetzen. In der 15. Runde schickt Johnson ihn gleich mehrmals zu Boden und holt dann zum finalen K.O.-Schlag aus. Unmittelbar danach beendet Ringrichter Tex Rickard das Spektakel.
Auch ohne moderne Medien verbreitet sich das Ergebnis wie ein Lauffeuer. Es ist Independence Day, in den Städten und größeren Ortschaften sind Millionen Menschen unterwegs. Und schon bald kommt es zu ersten Gewaltausbrüchen. In New Orleans verprügeln Weiße einen Farbigen, der zuvor „Hurra für Johnson“ gerufen hatte. In Houston bezahlt ein anderer Farbiger dafür sogar mit seinem Leben, er wird mit durchschnittener Kehle aufgefunden. In der Hauptstadt Washington rotten sich hunderte Weiße und Schwarze zu Gruppen zusammen und jagen die jeweils anderen von den Bürgersteigen. In Clarksburg im Bundesstaat West Virginia wiederum führt eine johlende Menge einen Farbigen mit einem Strick um den Hals herum. Am nächsten Tag berichtet die „Chicago Tribune“ von mindestens elf Toten und zahlreichen Verletzten, die „New York Times“ listet zehn Todesfälle auf. Erst Wochen später beruhigen sich die aufgeheizten Gemüter.
Auch der nächste weiße Herausforderer Jim Flynn kann Johnson nicht stoppen, so dass sich seine Gegner notgedrungen auf eine andere Strategie verlegen. Sie kriminalisieren ihn über den 1910 erlassenen Mann Act – ein Bundesgesetz gegen Prostitution, das „die Beförderung weißer Frauen über Staatsgrenzen zu unmoralischen Zwecken“ verbietet. Weil Johnson angeblich dagegen verstoßen habe, verurteilt ihn eine ausschließlich mit weißen Geschworenen besetzte Jury im Juni 1913 zu einer Gefängnisstrafe von 366 Tagen. Johnson kann vor Antritt der Strafe ins Ausland fliehen und setzt seine Karriere zunächst in Frankreich fort. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 muss er das Land allerdings verlassen und lebt zeitweise in Spanien.
Die „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bringt auch Minnas Leben in Altmoorhausen früh durcheinander. Nachdem der jüngste Bruder Gustav bereits im April 1914 kurz vor seinem zweiten Geburtstag verstorben ist, fällt Vater Johann Ende August 1915 an der Ostfront. Auch Minnas erste Jahre in der örtlichen Volksschule sowie der benachbarten Volksschule in Hemmelsberg sind durch direkte Folgen des Weltkriegs wie den Mangel an Lebensmitteln, Brennmaterial und letztlich auch an Lehrern geprägt.
Nach dem Schulabschluss arbeitet Minna für einige Jahre bei einem Kolonialwarenhändler in Petersfehn – eine Position, die vermutlich ihre dort lebende Tante Gesine Garms vermittelt hat. In Petersfehn lernt Minna ihren späteren Ehemann Diedrich Schmidt kennen, einen in der Moorsiedlung aufgewachsenen Zimmermann. Ob beide in der Folge bewusst die Entscheidung treffen, in die Nähe von Minnas Heimatdorf zurückzukehren oder ob sich dies eher zufällig ergibt, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Auf jeden Fall wechselt Diedrich Ende der 20er Jahre als Geselle zum Altmoorhauser Zimmermeister Heinrich Mittwollen, während Minna in Holle auf dem Hof von Heinrich Bümmerstädt in Stellung geht.
Die Chance, einen gemeinsamen Hausstand zu gründen, ergibt sich 1930: Diedrich – mittlerweile selbst Zimmermeister – kauft in Hurrel ein kleines Grundstück und beginnt dort mit dem Bau eines Wohnhauses mit angeschlossener Werkstatt (heute: Andreas Linke und Bettina Heinemann-Linke). Als es Im Dezember 1931 fertiggestellt ist, heiraten beide und ziehen ein. Zwölf Monate später, am 11. Dezember 1932, kommt Tochter Inge zur Welt.
In den folgenden Jahren kümmert sich Minna nicht nur um den Haushalt und die Kindererziehung, sondern auch um alles Organisatorische in Diedrichs Zimmerei, die seit dem Bezug der neuen Werkstatt auch Bestattungen anbietet. Ein Geschäftsfeld, das der jungen Familie in der mittlerweile in Deutschland angekommenen Weltwirtschaftskrise ein zwar noch immer sehr bescheidenes, aber dafür einigermaßen konstantes Einkommen ermöglicht. Begehrt sind Diedrichs Fähigkeiten allerdings auch an anderer Stelle: Als die seit 1933 regierenden Nationalsozialisten im Juni 1935 den Reichsarbeitsdienst zur gesetzlich verankerten Pflicht machen, werden Zimmerleute wie er bevorzugt in kriegsvorbereitenden Betrieben wie der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven eingesetzt. Dort tritt Diedrich kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 seinen Dienst an, dem bald darauf die Einberufung zur Marine folgt.
Für Minna folgen bange und finanziell weiter angespannte Jahre, in denen die Familie mit der Geburt von Sohn Egon im Mai 1941 noch einmal Zuwachs erhält. Zu den seltenen Abwechslungen jener dunklen Zeit gehört für sie 1943 eine Reise nach Sassnitz auf der Insel Rügen, wo Diedrich auf einem Hilfskreuzer stationiert ist. Das Kriegsende im Frühjahr 1945 erlebt Minna in Hurrel, wo sie mit den Kindern bis zum Sommer 1946 auf Diedrichs Rückkehr aus dänischer Gefangenschaft warten muss.
Die räumliche Situation im Haus bleibt in der Nachkriegszeit sehr beengt. Nachdem Minna das Obergeschoss bereits während des Krieges an Willibald und Erna Rudolph vermietet hatte, folgen später Mitglieder der Flüchtlingsfamilien Hanisch und Zech sowie Hans und Lily Witte mit den Kindern Horst und Helga. Als Ende der 50er Jahre sämtliche Mieter und auch Tochter Inge und Sohn Egon ausgezogen sind, nehmen Diedrich und Minna kurzfristig die Familie ihres Nachbarn Hinrich Wieting auf, dessen Hof im Juni 1959 abbrennt. Erst ab Anfang 1960 können beide die oberen Räume dauerhaft für sich selbst nutzen.
Auch in den 60er und 70er Jahren bleibt Minna voll im gemeinschaftlichen Betrieb eingespannt, den Diedrich erst kurz vor der Goldenen Hochzeit im Dezember 1981 Stück für Stück herunterfährt. Bis zur Diamantenen Hochzeit zehn Jahre später verbringt sie viel Zeit im eigenen Garten und mit der bis 1991 auf fünf Enkel und vier Ur-Enkel angewachsenen Familie. Als sie Anfang 1992 wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus muss, zieht Minna anschließend mit Diedrich zu Tochter Inge und Schwiegersohn Fritz Müller nach Kirchhatten, kommt danach aber nicht wieder recht auf die Beine: Nach einem kurz zuvor erlittenen Schlaganfall stirbt sie am 5. Mai 1993. Beerdigt ist Minna fünf Tage später auf dem Neuen Friedhof in Kirchhatten.