Sophie Catharine Schwarting – Biographie

Sophie Catharine Schwarting wird am 17. Juli 1826 als viertes Kind von Johann Hinrich Hartmann und Trine Margarete Hartmann auf dem elterlichen Hof am Lemmelweg in Altmoorhausen geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Gesche Wiechmann, Gesche Margarete Ötken und Hinrich Hartmann und die ältere Schwester von Johann Diedrich Hartmann und Anna Catharina Harfst.

Knapp drei Wochen nach Sophie Catharines Geburt unternimmt Ludwig van Beethovens 19-jähriger Neffe Karl auf der Burgruine Rauhenstein bei Wien einen Selbstmordversuch. Es ist der dramatische Höhepunkt in der schwierigen Beziehung zum berühmten Onkel, die über Jahre hinweg durch einen erbitterten Vormundschafts-Streit belastet ist. Dieser entbrennt 1815 nach dem Tod von Karls Vater – Beethovens Bruder – zwischen dem Komponisten und seiner Schwägerin, der Beethoven einen unsittlichen Lebenswandel vorwirft. Als die zuständige Behörde zunächst zugunsten Beethovens entscheidet, schickt er Karl auf ein Internat in der Nähe Wiens, das den damals Neunjährigen auf eine Karriere als Musiker vorbereiten soll.

Schon bald erkennt Beethoven die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens und drängt deshalb den musikalisch nur mäßig begabten Neffen 1818, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Daraufhin flüchtet sich Karl zu seiner Mutter, die per Gerichtsbeschluss die Vormundschaft erzwingt. So geht es noch eine Weile hin und her, was dem Heranwachsenden schwer zusetzt. Am Ende obsiegt schließlich doch Beethoven, der Karl im März 1823 zum Alleinerben bestimmt.

Trotzdem kommt es in der Folge zwischen Onkel und Neffe immer wieder zu Auseinandersetzungen – etwa als Karl den Wunsch äußert, das Studium abzubrechen und eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Anfang August 1826 eskaliert dann die Lage: Karl versucht sich in die Schläfe zu schießen, bringt aber nur einen Streifschuss zustande. Ein Fuhrmann findet den Verletzten und liefert ihn auf dessen Wunsch hin bei seiner Mutter ab. Damit ist Beethovens Widerstand gebrochen, er lässt seinen Neffen fortan gewähren. Wenige Wochen vor dem Tod des Onkels am 26. März 1827 tritt Karl van Beethoven als Kadett in das 8. Infanterie-Regiment „Erzherzog Ludwig“ in Iglau ein.

Bei der Beerdigung Ludwig van Beethovens am 29. März 1827 auf dem Währinger Ortsfriedhof geben bis zu 20.000 Menschen dem musikalischen Genie das letzte Geleit. Im Herzogtum Oldenburg dürfte davon allerdings kaum jemand Notiz nehmen. Auch in Altmoorhausen nicht, das 1827 ebenso wie die beiden Nachbardörfer Lintel und Hurrel rund 300 Einwohner zählt. Sophie Catharines Familie führt dort einen Hof, den ihr 1803 als Hollandgänger in Amsterdam verstorbener Großvater Hinrich Hartmann 1795 begründet hat.

Sophie Catharines Einschulung fällt in eine Zeit, in der im Dorf eine relative Unzufriedenheit mit der schulischen Situation herrscht. Zuständig ist die Volksschule in Lintel, die jedoch für einige Kinder schwer zu erreichen ist. Es sind mehrere Gesuche Altmoorhauser Siedler aktenkundig, ihre Kinder in die nähergelegenen Schulen von Munderloh beziehungsweise Wüsting schicken zu dürfen. Da der Hof von Sophie Catharines Eltern auf der Linteler Seite der zwischen 1825 und 1829 errichteten Bremer Chaussee liegt, existiert dieses Problem in ihrem Fall jedoch nicht.

Den kurz bevorstehenden Bau einer eigenen Dorfschule erlebt Sophie Catharine nicht mehr in Altmoorhausen. Kurz nach der Geburt des zweitjüngsten Kindes Johann Diedrich im Juli 1834 nämlich verkauft Johann Hinrich Hartmann seinen Besitz an Johann Albert Finke und zieht mit der Familie auf einen zuvor von Schwiegervater Berend Barkemeyer bewirtschafteten Hof in Hurrel (heute: Michael und Sara Westphal). Da am neuen Wohnort ebenfalls noch kein eigenes Schulgebäude existiert, geht Sophie Catharine weiter in Lintel zur Schule. Der Weg dorthin verkürzt sich aber um gut einen Kilometer. In Hurrel kommt im September 1838 Sophie Catharines jüngste Schwester Anna Catharina zur Welt. Nur vier Monate später stirbt dort Bruder Johann Diedrich.

Wohin es Sophie Catharine nach Schulentlassung und Konfirmation zunächst verschlägt, ist nicht überliefert – ebenso wenig, wann und wo sie ihren künftigen Ehemann Gerhard Schwarting näher kennenlernt. Gerhard ist zwar in Hurrel geboren und hat deshalb sehr wahrscheinlich ebenfalls die Volksschule in Lintel besucht, ist aber sieben Jahre älter als sie. Sehr viele Berührungspunkte dürfte es also im Schulalltag nicht gegeben haben. Wie auch immer: Sophie Catharine und Gerhard heiraten am 1. September 1854 in Hude und lassen sich danach allem Anschein nach als Heuerleute in Altmoorhausen nieder. Dort bringt Sophie Catharine 1857 eine Tochter zur Welt, die aber nur wenige Tage lebt und deshalb namenlos bleibt.

Mit Johann (Januar 1858), Hinrich Georg (Januar 1860), Gesine Margarete (November 1861), Johann Diedrich (Dezember 1863) und Georg Diedrich bekommt sie bis Januar 1866 fünf weitere Kinder. Bis auf Johann sind alle von ihnen in Hurrel geboren, wo Gerhard und Sophie Catharine 1859 nach dem Tod von Hermann Hartmann dessen Hof am Drengort (heute: Gerd und Ute Schwarting) gekauft haben. Ein Handel unter Verwandten: Hermanns ebenfalls 1859 verstorbener Vater Harm Hinrich Hartmann war ein Bruder von Sophie Catharines Vater, Hermann folglich ihr Vetter.

Wer nach Kauf und Namenswechsel neben Sophie Catharines Familie alles auf dem Schwarting-Hof lebt, lässt sich heute nur schwer überblicken. Der 1681 von Eylert Pieper – einem abgehenden Sohn aus dem gegenüberliegenden, heute von Heiko Pflug bewirtschafteten Hof – gegründete Betrieb gehört zu den mittelgroßen Brinksitzereien des Dorfes, verfügt aber über mehrere Heuerhäuser und beschäftigt mit einiger Sicherheit auch Mägde und Knechte. Zum direkten Umfeld dürfte unter anderem die Familie von Hinrich Hartmann gehören, einem weiteren Vetter Sophie Catharines. Möglicherweise gehört in den ersten Jahren auch Hinrichs Stiefmutter Catharine Elisabeth zum Haushalt, die zweite Ehefrau von Harm Hinrich Hartmann. Sie stirbt 1864.

Wann sich herauskristallisiert, dass entgegen dem in Hurrel geltenden Jüngstenrecht später einmal der älteste Sohn Johann den elterlichen Hof fortführen soll, liegt heute im Dunkeln. Johanns Hochzeit mit Catharine Tönjes im Juni 1889 erlebt Sophie Catharine nicht mehr mit: Sie stirbt am 11. Mai 1888, zwei Monate vor ihrem 62. Geburtstag. Als Todesursache nennt das Kirchenbuch der Gemeinde Brustkrankheit – ein Synonym für die in jenen Jahren in ganz Deutschland weit verbreitete Tuberkulose. Beerdigt ist Sophie Catharine fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.