Anni Bernhardine Rüschen wird am 19. Mai 1915 als fünftes Kind von Johann Rüschen und Annchen Rüschen auf dem elterlichen Hof in Altmoorhausen (heute: Henning und Dörte Rüschen) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Martha Köhrmann, Johanne Punke, Hinrich Rüschen und Frieda Suhr.
Die Tage und Wochen um Annis Geburt sind voll und ganz beherrscht von den Ereignissen des seit August 1914 tobenden Ersten Weltkriegs. Am 3. Mai 1915 kündigt das bislang neutrale Italien den 1882 geschlossenen Dreibund-Vertrag mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn. Dieser besagt, dass sich die drei Länder bei einem Angriff Dritter gegenseitig unterstützen müssen. Dies wiederum hat Italien im August 1914 mit dem Hinweis abgelehnt, dass Deutschland und Österreich-Ungarn den Krieg begonnen hätten. Seit dieser Zeit bemühen sich die in der Triple Entente vereinten Kriegsparteien Großbritannien, Frankreich und Russland darum, Italien auf ihre Seite zu ziehen – unter anderem mit dem Versprechen, im Falle eines Sieges diverse Gebiete Österreich-Ungarns mit italienischem Bevölkerungsanteil annektieren zu dürfen.
Mehrere Versuche der österreichisch-ungarischen Regierung, diese sich anbahnende Entwicklung noch zu verhindern, scheitern. Auf ein am 10. Mai unterbreitetes Angebot von Außenminister Stephan Freiherr Burián von Rajecz an Italien, sämtliche Gebietsforderungen seien verhandelbar, reagiert die offenbar bereits zum Kriegseintritt entschlossene Gegenseite nicht. Am 20. Mai nimmt die italienische Abgeordnetenkammer gegen die Stimmen der Sozialisten einen Gesetzentwurf an, der der Regierung Sondervollmachten für den Kriegsfall überträgt. Einen Tag später stimmt auch der Senat zu.
Am 23. Mai erklärt Italien Österreich-Ungarn dann offiziell den Krieg. Er beginnt mit der Bombardierung der italienischen Adria-Küste durch die österreichisch-ungarische Flotte und vereinzelten Bodenkämpfen. Am 27. Mai besetzen italienische Truppen den von Österreich-Ungarn geräumten Südteil Tirols und beginnen eine Offensive in den Dolomiten. Deutschland unterstützt den angegriffenen Bündnispartner mit der Entsendung des neu aufgestellten Alpen-Korps. Die offizielle Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Reich erfolgt allerdings erst am 28. August 1916.
Schlimme Zeiten also, in die Anni hineingeboren wird und die dafür sorgen, dass sie ihren auf deutscher Seite kämpfenden Vater zeitlebens kaum zu Gesicht bekommt. Seinen Tod kurz vor Kriegsende im November 1918 erlebt sie nicht mehr mit: Anni stirbt am 3. September 1917, ohne dass das Kirchenbuch der Gemeinde Hude eine Todesursache nennt. Beerdigt ist sie vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.