Anna Friederike Mönnich wird am 10. Januar 1892 als zweites Kind von Hinrich Schweers und Sophie Catharine Schweers auf dem elterlichen Hof in Altmoorhausen (heute: Marina Schweers) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Hinrich Schweers und die ältere Schwester von Meta Johanne Schweers und Dietrich Georg Schweers. Darüber hinaus hat sie mit Johann Gerhard Schweers, Gerhard Rudolf Schweers und Johann Hinrich Schweers drei ältere Halbbrüder aus der ersten Ehe ihres Vaters mit Anna Catharine Helms.
Neun Tage vor Annas Geburt betritt die Irin Annie Moore im Hafen von New York amerikanischen Boden – als erste Immigrantin, die über die neu eingerichtete zentrale Sammelstelle auf Ellis Island in die USA einwandert. Zuvor diente jahrzehntelang Castle Clinton als Anlaufstation, eine zum Lager umgebaute ehemalige Konzerthalle an der Südspitze Manhattans. Die Zeitungen der Stadt widmen dem besonderen Ereignis zu Jahresbeginn breiten Raum. Schon bald nach der feierlichen Zeremonie jedoch verliert sich Moores Spur. Heutigen Erkenntnissen zufolge bleibt sie in New York und stirbt 1924 an einer Herzschwäche. Lange Zeit war ihr Schicksal mit dem einer gleichnamigen Frau verknüpft worden, die 1923 bei einem Verkehrsumfall in Texas ums Leben kommt.
Namensgleichheit und die davon ausgehende Verwechslungsgefahr ist im ausgehenden 19. Jahrhundert kein Phänomen, das sich auf die USA beschränkt. Es existiert auch in Altmoorhausen. Wie hält man zum Beispiel zwei Kinder auseinander, die beide exakt die gleichen Vornamen tragen? Doch dieses Problem – man ahnt es bereits – stellt sich für Annas Eltern nicht: Als ihr erster gemeinsamer Sohn Johann Hinrich im Oktober 1889 geboren wird, lebt dessen älterer Halbbruder Johann Hinrich bereits nicht mehr: Er ist im Juni des Drei-Kaiser-Jahres 1888 im Alter von acht Monaten gestorben, zwei Monate nach seiner Mutter Anna Catharine. Dass Vater Hinrich nur sechs Monate nach dem Tod der Ehefrau erneut heiratet und den Namen Johann Hinrich ein zweites Mal vergibt, ist für die damalige Zeit nichts Ungewöhnliches.
Von weiteren Tragödien, wie sie sich angesichts der nach wie vor sehr hohen Kindersterblichkeit in den Dörfern des Großherzogtums Oldenburg beinahe regelmäßig abspielen, bleibt Annas Familie in den folgenden Jahren verschont. Alle anderen Geschwister und Halbgeschwister erreichen das Erwachsenenalter und besuchen wie Anna die von ihrem Elternhaus knapp 500 Meter entfernt gelegene, wenige Jahre zuvor neu erbaute Volksschule Altmoorhausen.
Nach dem Schulabschluss geht Anna auf einem Hof in Oberhausen in Stellung – bei welchem Bauern, ist in der Familie heute allerdings nicht mehr bekannt. Ihren eigenen, mündlich überlieferten Erzählungen zufolge läuft sie an freien Nachmittagen von ihrer Arbeitsstelle aus knapp 10 Kilometer zu Fuß bis zu ihrem Elternhaus und kann dann dort immer nur kurz verweilen, weil sie sich gleich wieder auf den Weg zum nächsten Dienst machen muss. Doch auch das ist Anfang des 20. Jahrhunderts nichts wirklich Ungewöhnliches.
Wo und wann Anna ihren künftigen Ehemann Johann Mönnich aus Hurrel kennenlernt, lässt sich heute nicht mehr nachverfolgen. Beide heiraten am 18. Juni 1912. Der vergleichsweise schnell anberaumte Hochzeitstermin ist Erzählungen aus der Familie zufolge davon getrieben, dass etwa zur gleichen Zeit der Pachtvertrag für den Hof ausläuft, den Johann als einzig überlebendes von acht Kindern über kurz oder lang von seinem verwitweten Vater Johann Dierk Mönnich erben wird. Statt mit dem bisherigen Pächter noch einmal zu verlängern, möchte Johann den Betrieb künftig zusammen mit Anna selbst bewirtschaften.
Nach der Trauung zieht Anna auf den Mönnich-Hof (heute: Werner Schnell) nach Hurrel, wo am 21. September 1913 Tochter Johanne geboren wird. Dem ersten wären vermutlich in den folgenden Jahren weitere Kinder gefolgt – hätte nicht der ein knappes Jahr später ausbrechende Erste Weltkrieg im Hause Mönnich wie in Millionen anderen Familien sämtliche Zukunftspläne zunächst einmal auf Eis gelegt. Johann wird zur kaiserlichen Armee einberufen, und Anna muss sehen, wie sie mit dem Hof über die Runden kommt und nebenbei ihre Tochter großzieht.
Was den Ausgang des Krieges und die weitere politische Entwicklung betrifft, wird das Jahr 1918 für Deutschland zum Schicksalsjahr. Für Anna beginnt es mit einem fast schon unheimlich anmutenden Zusammentreffen dreier Ereignisse: Am 7. Januar sterben im Abstand von wenigen Stunden ihr Vater und ihr Schwiegervater, nur einen Tag nach dem 60. Geburtstag von Mutter Sophie Catharine. Noch dramatischer wird es im Frühjahr 1918, als Ehemann Johann den offiziellen Verlustlisten zufolge über mehrere Wochen hinweg als verschollen gilt. Die genauen Zusammenhänge liegen heute im Dunkeln, letztlich kehrt Johann jedoch kurz nach dem im November geschlossenen Waffenstillstand von Compiègne unversehrt nach Hurrel zurück.
Ein knappes Jahr später gibt es für Anna und Johann noch einmal Nachwuchs: Am 25. November 1919 kommt Tochter Sophie zur Welt. Die wenige Wochen später eingeläuteten 20er Jahre sind auch in Hurrel geprägt von den Anlaufschwierigkeiten der Weimarer Republik, Hyperinflation und – noch vor Einsetzen der Weltwirtschaftskrise – schwierigen Zeiten für die Landwirtschaft. Letzteres begünstigt den rasanten Aufstieg der Nationalsozialisten im Freistaat Oldenburg, die wenige Wochen vor Annas und Johanns 20. Hochzeitstag bei den Landtagswahlen vom 29. Mai 1932 die absolute Mehrheit erringen. Als beide im Juni 1937 Silberhochzeit feiern, ist Deutschland schon seit vier Jahren eine Diktatur. Eine Diktatur, deren verbrecherische Führung auf geheimen Konferenzen bereits den nächsten Krieg vorbereitet.
Zwar müssen Anna und Johann keine Söhne in den im September 1939 beginnenden Zweiten Weltkrieg schicken. Mit Johannes Ehemann Heinrich Münstermann aus Almsloh kämpft jedoch ein Schwiegersohn an der Front. Sein letztes Lebenszeichen ist ein Anfang März 1945 in Kurland abgeschickter Brief – seither gilt er als verschollen.
Im Mai 1947 heiratet Tochter Sophie Erwin Schnell aus Hemmelsberg, der daraufhin auf den Mönnich-Hof zieht und Anna und Johann bei der Bewirtschaftung unterstützt. In den ersten Nachkriegsjahren wohnt auch Johanne mit ihrer im August 1941 geborenen Tochter Almuth wieder bei den Eltern. Beide siedeln 1949 auf den Nachbarhof von Johann Diers über, dessen Frau Anni kurz zuvor bei der Geburt des ersten Kindes Marlene gestorben ist. Im Sommer 1954 wird Anna durch Adoption zum zweiten Mal Großmutter: Ihr von Sophie und Erwin mangels eigener Kinder angenommener Enkel Werner Kayser hat die ersten sechs Monate seines Lebens in einem Oldenburger Kinderheim verbracht.
Die sich in den 60er Jahren beschleunigende Automatisierung der Landwirtschaft erleichtert auch auf dem Mönnich-Hof so manchen Arbeitsschritt. Nicht immer zur Freude von Anna – nehmen die neu angeschafften Maschinen ihr doch so manch liebgewordene Tätigkeit im Freien wie das Misten der Felder. Noch im hohen Alter von weit über 80 Jahren – Ehemann Johann ist 1968 kurz nach seinem 80. Geburtstag gestorben – macht sie sich auf dem ab Mitte der 70er Jahre von Sophie, Werner und dessen Ehefrau Christa geführten Hof nützlich, wo sie nur kann und zeigt wenig Verständnis, wenn die anderen Familienmitglieder ihr besonders kräftezehrende Aufgaben nicht mehr zumuten wollen. Letztlich muss aber auch Anna dem Alter Tribut zollen: Sie stirbt am 9. April 1983 nach längerer Krankheit und wird sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.