❸ Hurrels Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert

Anfang des 19. Jahrhunderts forciert die Regierung noch einmal den Zuzug von Neusiedlern, die von diesem Zeitpunkt an Anbauer genannt werden. Besonders im Nachbardorf Altmoorhausen, das bis 1793 zu Hurrel gehört, beginnt dieser Anbau schon einige Jahre früher in verstärkten Maße, um während der napoleonischen Unruhen und der anschließenden Besetzung durch die Franzosen bis 1814 fast ganz auszusetzen. Bis 1804 entstehen im Kirchspiel Hude (ohne Kirchkimmen) zunächst 42 neue Stellen, zwischen 1814 und 1822 kommen dann noch einmal 33 Anbauer hinzu.

Die wirtschaftliche Not nach dem Ende der Franzosenzeit und die zunehmende Unzufriedenheit mit der politischen Lage führen ab 1830 dazu, dass zahlreiche Deutsche ihr Heil in Amerika suchen. Auch zahlreiche Hurreler wandern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und auch noch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges aus, die meisten von ihnen nach Nebraska und in die Gegend von Chicago.

Der Erste Weltkrieg fordert in Hurrel zahlreiche Opfer – ein 1954 erbautes Ehrenmal erinnert an 15 Söhne des Dorfes, die nicht mehr in die Heimat zurückkehren. Noch länger ist mit 26 Namen die Reihe der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Hurreler. Während der letzten Kriegstage Ende April 1945 verläuft die Front quer durchs Dorf, es folgt eine knapp vierwöchige Besatzungszeit. Die Folgen des Weltkriegs mit Millionen Vertriebenen aus den Ostgebieten sorgen dafür, dass die Zahl der Einwohner Hurrels zwischen 1925 und 1950 von 282 auf 505 ansteigt. Bis Anfang der 70er Jahre pendelt sie sich allerdings wieder auf das langjährige Mittel von 275 Personen ein.

Die Jahre ab 1970 sind geprägt vom Strukturwandel in der Landwirtschaft: Viele Betriebe geben auf, dafür werden die verbleibenden immer größer. Anders als in den meisten Nachbardörfern ist die Zahl der Vollerwerbsbetriebe seit Anfang des neuen Jahrtausends mit 16 Höfen jedoch relativ konstant. Dieser Umstand und die zahlreichen Stallneubauten verleiten das Landvolk Niedersachsen 2009 dazu, Hurrel den Beinamen Silicon Valley der Landwirtschaft zu verpassen. Nicht der einzige Grund, der die Hurreler Stolz auf ihre Gemeinschaft verspüren lässt.