Folgt man der von Erika Burhop erstellten Jubiläums-Chronik, geht es in Altmoorhausen zu Beginn des 20. Jahrhunderts „recht lebhaft“ zu. Für etwas Abwechslung – zumindest bei den Männern des Dorfes – sorgt ein 1897 gegründeter Schützenverein, der aber zunächst ohne offiziellen Namen bleibt. Anna Catharine Elise Stulke, 1870 als Vierjährige mit ihren Eltern aus Dingstede nach Altmoorhausen gezogen, richtet in ihrem 1906 neu erbauten Wohnhaus (heutige Eigentümer: Annette Burhop und Heiko Kothe) einen Kolonialwarenladen ein. Unter Geschäfts-Nachfolger Johann Dierk Jürgens kommt 1911 noch eine Bäckerei hinzu. Schräg gegenüber auf der anderen Seite der Dorfstraße nimmt derweil die Gaststätte „Zum Wunderhorn“ (heute: „Crown Event Location“) den Betrieb auf.
Der Erste Weltkrieg fordert auch in Altmoorhausen Opfer. Ein in den 1950er Jahren errichtetes Ehrenmal nennt die Namen von insgesamt neun Dorfbewohnern, die ihren zwischen 1914 und 1918 geleisteten Einsatz in der Kaiserliche Armee mit dem Leben bezahlen. Rechnet man die im Huder Kirchenarchiv verzeichneten Gefallenen aus dem späteren Hemmelsberg hinzu sowie ehemalige Altmoorhauser, die ihren Lebensmittelpunkt bei Kriegsausbruch bereits andernorts gefunden hatten, sind es mehr als doppelt so viele. Eine schlimme Zeit auch für die Überlebenden, einschließlich der aufgrund des chronischen Lehrermangels zeitweise an der 1913 neu erbauten Volksschule im damaligen Neu-Moorhausen unterrichteten Kinder: Ob der eigene Vater am Ende des großen Völkermordens in die Heimat zurückkehrt, ist mehr als vier Jahre lang ungewiss.
Neuer Lehrer an der Volksschule Altmoorhausen wird nach dem Ersten Weltkrieg Friedrich Hartmann. Den Erinnerungen seines im März 1920 im Schulhaus geborenen Sohnes Heinz verdankt die Nachwelt einen Einblick ins Dorfleben der 1920er und frühen 1930er Jahre. So berichtet Hartmann von den beiden ersten Automobilen, die in Altmoorhausen um 1928 herum die Straßen unsicher machen. Eines – ein Cabriolet von Brennabor mit Kulissenschaltung – gehört „Wunderhorn“-Betreiber Heinz Lehmann, das andere – mutmaßlich ein Goliath Rapid von Hansa Lloyd – Otto Breas, der 1917 das von Anna Catharine Elise Stulke gegründete Kolonialwarengeschäft nebst Bäckerei übernommen hat und dort inzwischen auch eine Poststelle führt. Viel Freude an den pannenanfälligen Fahrzeugen hat indes keiner der beiden Besitzer, so dass sie schon bald wieder zum Verkauf stehen. Den ersten Traktor im Dorf wiederum schafft Anfang der 1930er Jahre Landwirt Heinrich Budde an: Mit seinem Lanz Bulldog transportiert er fortan Torf und andere Waren von der Bahnstation in Wüsting zur Klinker-Ziegelei nach Munderloh.
Im Februar 1930 erfolgt die von den Bürgern Neu-Moorhausens über mehrere Jahre hinweg angestrengte Umbenennung ihrer Siedlung in Hemmelsberg. Damit ist das einstige Moorhausen, dessen Name in der Vergangenheit postalisch immer wieder zu Verwechslungen mit einer nordöstlich von Oldenburg gelegenen Ortschaft gleichen Namens geführt hat, Geschichte: Alt-Moorhausen heißt nun auch ganz offiziell Altmoorhausen. Etwa zur gleichen Zeit schlafen die Aktivitäten des seit Beginn der 1920er Jahre von Friedrich Hartmann betreuten Gemischten Chores Altmoorhausen ein – möglicherweise eine Begleiterscheinung der im Herbst 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise, an der drei Jahre später die Weimarer Republik zerbricht. Ihr folgt Anfang 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Diktatur des NS-Staats.
Mögen die folgenden zwölf Jahre auch zu Recht als das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte gelten: In Altmoorhausen gibt es mit der im Juni 1935 vollzogenen Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr doch einen hellen Fleck, der in den folgenden Jahrzehnten nichts an Strahlkraft verliert. Ganz im Gegenteil: Sind es anfangs 24 Männer aus dem Dorf oder der näheren Umgebung, die auf der Gründungsversammlung beitreten und August Blankemeyer zum Ortsbrandmeister wählen, so verfügt die Freiwillige Feuerwehr Altmoorhausen Ende 2022 über 51 aktive Mitglieder, darunter zwölf Frauen. Bei insgesamt 61 Alarmierungen fielen für die Einsatzkräfte 4.854 Arbeits-, Dienst-, Lehrgangs- und Einsatzstunden an. Eine Bilanz, die in Zukunft kaum kleiner ausfallen dürfte und deshalb als Musterbeispiel für ehrenamtliches Engagement gelten darf und muss.
Die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist wie überall im besiegten Deutschland von Chaos und Not gekennzeichnet. Zahlreiche Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten finden in Altmoorhausen vorübergehend eine Bleibe oder – wie das Frisör-Ehepaar Erich und Lieselotte Kramp – sogar auf Dauer eine neue Heimat. Als besonderer Anziehungspunkt erweist sich in jenen Jahren die 1938 von Anton Budde zunächst als Pächter und 1958 dann als Eigentümer übernommene Gaststätte „Zum Wunderhorn“, wo regelmäßig Tanzabende stattfinden. Manch eine nach der Jahrtausendwende mit der Goldenen oder Diamantenen Hochzeit gekrönte Verbindung nimmt dort ihren Anfang. Zeitweise fungiert das „Wunderhorn“ auch als Kinosaal (wie wohl am 1. August 1951 die Aufführung des Skandal-Films „Die Sünderin“ mit Hildegard Knef in der Hauptrolle bei der Dorfbevölkerung angekommen sein mag?). In den 1970er Jahren gibt es dann unter dem neuen Eigentümer Dieter Wicht sogar Boxkämpfe zu sehen.
In den 1950er und 1960er Jahren schafft es Altmoorhausen beinahe täglich auf die Regionalseiten der Nordwest-Zeitung. Auf der Bundesstraße 75 von Bremen nach Oldenburg, die direkt durch den Ort führt, reiht sich angesichts des zunehmenden Verkehrs Stoßstange an Stoßstange. Bei zu hohem Tempo, schlechtem Wetter oder einem kurzen Moment der Unachtsamkeit kracht es – im Mai 1962 etwa innerhalb von elf Stunden sage und schreibe siebenmal. Tote und Verletzte, auch aus Altmoorhausen selbst, gibt es in dieser Zeit reichlich, und erst der 1974 vollendete Bau der Autobahn A 28 setzt dem Spuk ein Ende.
Mit dem SV Altmoorhausen geht im April 1971 eine Organisation an den Start, die wie der Schützenverein und die Feuerwehr auf Anhieb eine feste Größe im Ort darstellt und auch Mitglieder aus den umliegenden Dörfern anzieht. Zwar steht der Verein nur insgesamt sechs Jahre lang auf eigenen Füßen, doch auch nach dem Zusammenschluss mit der Sportabteilung des Bürgervereins Wüsting zu den Sportfreunden Wüsting-Altmoorhausen im Juni 1977 bleibt Altmoorhausen im Namen präsent und wird fortan mit den Erfolgen des neuen, Ende 2022 rund 1.100 Mitglieder starken Vereins assoziiert. Grund zum Jubeln gab es in den vergangenen Jahren vor allem im Frauen-Fußball, mit dem Gewinn der Niedersachsenmeisterschaft im Mai 2011 als vorläufigem Höhepunkt.
Existieren 1960 in Altmoorhausen noch 23 im Vollerwerb bewirtschaftete Bauernhöfe und 1985 immerhin 14, so haben bis Ende 2022 auch die letzten noch aktiven Landwirte auf Nebenerwerb umgestellt. Eine tragende Rolle in der Arbeitswelt spielt hingegen inzwischen das 1996 eingerichtete Gewerbegebiet Altmoorhausen mit den Großbetrieben Büfa Chemikalien und Amazone sowie mehr als 30 weiteren Ansiedlungen. In Altmoorhausen selbst sind ebenfalls diverse Handwerks- und Gewerbebetriebe präsent, wenn auch natürlich meist mit deutlich weniger Angestellten.
Kurz nach der Jahrtausendwende gibt die Gemeinde Hude grünes Licht für eine Änderung des in ländlichen Gebieten in der Regel sehr eingeschränkten Baurechts. Seither dürfen in Altmoorhausen ehemalige Hofstellen gewerblich genutzt werden, eine Lückenbebauung in zweiter Reihe wird möglich. Dadurch kommt viel frisches Blut ins Dorf. Um den Zusammenhalt unter den derzeit 325 Einwohnern (Stand: Anfang 2023) kümmert sich seit März 2001 der Bürgerverein Altmoorhausen-Hemmelsberg. Seinem Anspruch, alte Traditionen zu bewahren und gleichzeitig das Dorf jung zu halten, ist er – so viel lässt sich nach 22 Jahren sagen – bislang vollauf gerecht geworden.