Alfred Ahlers – Biographie

Alfred Karl Gerhard Ahlers wird am 8. August 1927 als zweites Kind von Hinrich Karl Ahlers und Johanne Diederike Ahlers in Neuenbrok bei Elsfleth geboren. Er ist der jüngere Bruder von Georg Ahlers.

Am Tag von Alfreds Geburt fällt der offizielle Startschuss für zwei höchst unterschiedliche Bauwerke. In Kiel verfolgen 10.000 geladene Gäste, wie Admiral Reinhard Scheer – im Frühjahr 1916 deutscher Oberbefehlshaber in der Skagerrak-Schlacht – den Grundstein für das Marine-Ehrenmal Laboe legt. Es soll an die fast 35.000 Marine-Angehörigen erinnern, die im Laufe des neun Jahre zuvor beendeten Ersten Weltkriegs ihr Leben lassen mussten. Viele aktive und ehemalige Militärs sehen in dem Turm, der eine Höhe von 85 Metern erreichen soll, jedoch auch ein Sinnbild für den erhofften Wiederaufstieg der durch den Versailler Vertrag klein gehaltenen Seestreitkräfte des Reiches. Entsprechend pathetisch fallen die Worte aus, mit denen Scheer die Zeremonie begleitet: „Für deutsche Seemannsehr‘, für Deutschlands schwimmende Wehr, für beider Wiederkehr.“

Rund 400 Kilometer südwestlich geht es – zumindest sprachlich – kaum weniger martialisch zur Sache. „Das Stadion soll dazu dienen, unsere Jugend zu kräftigen und zu stärken, damit sie ein neues, starkes Vaterland bildet“, steht auf der Urkunde jenes Grundsteins, der am 8. August 1927 den Baubeginn der Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen markiert. Damit erhält der längst über die Region hinaus bekannte und im alten Stadion an der Grenzstraße aus allen Nähten platzende Fußballverein Schalke 04 eine neue Heimstatt, die knapp 13 Monate später mit einem Drei-zu-zwei-Sieg der von Ernst Kuzorra und Fritz Szepan angeführten „Knappen“ gegen Tennis Borussia Berlin ihre Einweihung erlebt. Es ist der Beginn eines wahrhaft goldenen Zeitalters, in dem die Mannschaft mit ihrer unter dem Namen „Schalker Kreisel“ berühmt gewordenen Spielweise so manchen Gegner schwindelig spielt.

Als die Schalker im Juni 1934 ihre erste von insgesamt sieben deutschen Meisterschaften feiern, besucht Alfred sehr wahrscheinlich schon die Volksschule seines Heimatortes. Es sind Zeiten des Umbruchs – sowohl für Deutschland, wo seit Anfang 1933 die Nationalsozialisten regieren, als auch für Alfred selbst: Vater Hinrich Karl, der auf einer Molkerei arbeitet und nebenbei eine kleine Landwirtschaft betreibt, stirbt kurz nach Alfreds zehntem Geburtstag. Zwei Jahre später beginnt der Zweite Weltkrieg, den Alfred zunächst als Schüler und später auf einem Bauernhof in der näheren Umgebung erlebt. Anfang 1945 gehört er als gerade einmal 17-Jähriger noch zum letzten Aufgebot der Wehrmacht, das Deutschland als Volkssturm vor der totalen Niederlage bewahren soll. Eine unmögliche Aufgabe, die ihn zwar nicht mehr wie viele Altersgenossen das Leben, aber einen Finger seiner linken Hand kostet.

Kurz nach Alfreds Rückkehr aus dem Krieg stirbt auch seine Mutter. Auf der Suche nach Arbeit kommt er 1947 nach Hurrel, wo er auf dem Hof von Johann Heinemann (heute: Günter und Renate Heinemann) in Stellung geht. Bald darauf lernt er auf einem der regelmäßig in den umliegenden Dörfern abgehaltenen Tanzabende Gertrud Timmermann kennen; die beiden werden ein Paar und heiraten im Juli 1953. Zu dieser Zeit arbeitet Alfred bereits als Auslieferungsfahrer auf der Raiffeisen-Genossenschaft in Hude, die er aber im Jahr darauf wieder verlässt: Gertruds Onkel Adolf Timmermann vermittelt ihm eine Stelle auf der Ziegelei Friedrich Knabe in Kirchkimmen, auf der auch schon Gertruds Vater Karl Timmermann bis zu seinem Tod im August 1949 gearbeitet hatte.

Früher als erwartet stellt sich nach Alfreds Einzug bei Gertrud und Schwiegermutter Adele Timmermann in deren Haus an der Hurreler Straße Nachwuchs ein. Von den am 11. Oktober 1953 nach nur sieben Monaten geborenen Zwillingen überlebt allerdings nur Tochter Christa, ihre namenlos gebliebene Schwester stirbt elf Stunden nach der Geburt in der Landesfrauenklinik in Oldenburg. Im November 1954 kommt Sohn Werner zur Welt – einen Monat vor dem errechneten Geburtstermin, was aber zunächst keine weiteren Auswirkungen zu haben scheint. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass Werner infolge einer doppelseitigen Hirnblutung stark entwicklungsverzögert und letztlich nicht lebensfähig ist; er stirbt im Februar 1956 im Alter von nur 15 Monaten.

Ein schwerer Schicksalsschlag für die junge Familie, doch das Leben geht weiter. Im darauffolgenden Jahr beschließen Alfred und Gertrud, ein Haus zu kaufen. Fündig werden sie am Lemmeldamm in Lintel, wo sie Ende November 1957 nach mehrmonatigen Umbauarbeiten ein auf dem Gelände der ehemaligen Linteler Ziegelei gelegenes, zuvor von Diedrich und Helene Wetjen bewohntes Anwesen in Besitz nehmen. Dort bekommt Christa doch noch ein Geschwisterkind: Am 1. September 1964 wird – dieses Mal regulär nach neun Monaten – Tochter Rita geboren.

In Lintel finden Alfred und Gertrud schnell Anschluss an die Dorfgemeinschaft – zumal Alfred bereits seit 1950 Mitglied des Schützenvereins Lintel ist. Dort gehört er in den darauffolgenden Jahrzehnten zu den engagiertesten Schützen und Helfern. Mit Gertrud ist er zudem dabei, als 1979 die Speelkoppel Lintel aus der Taufe gehoben wird. Dort steht Alfred anfangs noch regelmäßig mit auf der Bühne, beschränkt sich in späteren Jahren aber mehr auf eine Rolle hinter den Kulissen. Eine Entscheidung, die er unter anderem aus gesundheitlichen Gründen trifft. Anfang der 80er Jahre erstmals auftretende Herz-Beschwerden führen auch dazu, dass Alfred seine Arbeit als Baggerführer auf der Ziegelei Knabe nicht mehr ausüben kann und im Herbst 1984 nach 30-jähriger Betriebszugehörigkeit in Rente geht.

Die sich daran anschließenden Jahre sind für Alfred mit den ehrenamtlichen Arbeiten im Schützenverein und in der Speelkoppel mehr als ausgefüllt. Als weiteres Hobby kommt das Fotografieren hinzu. Ein Herzschrittmacher sichert lange Zeit die Lebensqualität, kann aber das Ende letztlich nur hinauszögern: Alfred stirbt am 16. August 2004, eine Woche nach seinem 77. Geburtstag und 13 Monate nach der Goldenen Hochzeit mit Gertrud. Beerdigt ist er vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.