Johann Christel Diedrich Drieling wird am 27. April 1890 als erstes Kind von Johann Hinrich Drieling und Bertha Margarete Drieling auf dem elterlichen Hof in Hekelermoor (heute: Heinz und Lieselotte Drieling) geboren. Er ist der ältere Bruder von Diedrich Martin Drieling, Katharine Halle, Mathilde Johanne Drieling, Carl Hermann Drieling, Martha Friederike Drieling und Karl Drieling.
Fünf Tage nach Johanns Geburt gründet sich in Berlin auf Initiative von Kaiser Wilhelm II. der Evangelische Kirchenbauverein. Er verfolgt das Ziel, in den industriellen Ballungsgebieten des Deutschen Reiches neue Kirchen zu errichten. Die damit verbundene „Rückbesinnung auf religiöse Werte“ soll, so zumindest Wilhelms Hoffnung, der Sozialdemokratie das Wasser abgraben.
Über die Frage, wie der Staat dieser mit zunehmender Industrialisierung immer stärker werdenden Bewegung Herr werden soll, hatte es seit Wilhelms Amtsantritt im Juni 1888 schon des Öfteren Streit mit Reichskanzler Otto von Bismarck gegeben. Letzterer ist ein Verfechter einer harten Linie, mit dem Sozialistengesetz hatte er 1878 kurzerhand ein Verbot aller sozialdemokratischen Organisationen, Versammlungen und Schriften erlassen. Wilhelm setzt demgegenüber nicht nur auf Besserung durch Religion, sondern auch auf mehr Arbeiterschutz. Die von ihm Anfang 1890 diesbezüglich veröffentlichten Februar-Erlasse führen zum endgültigen Zerwürfnis mit Bismarck und schließlich im März 1890 zu dessen Entlassung. Nachfolger Leo von Caprivi etabliert daraufhin eine neue, mehr auf Integration als auf Ausgrenzung bedachte Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Davon losgelöst geht der Kirchenbauverein gleich mit bemerkenswertem Elan ans Werk. Durch das Wohlwollen Wilhelms von bürokratischen Hindernissen befreit, kann er bereits am 4. Mai – also nur zwei Tage nach Gründung – durch Kaiserin Auguste Victoria den Grundstein für die Erlöserkirche in Berlin-Rummelsburg legen lassen. Einen Monat später folgt die Gnadenkirche im Ortsteil Mitte, später dann unter anderem die Lutherkirche in Schöneberg, die Himmelfahrtkirche in Gesundbrunnen und als wohl bekanntestes Beispiel die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Charlottenburg.
Auch im Großherzogtum Oldenburg entstehen in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts und kurz nach der Jahrhundertwende diverse Kirchenneubauten – insbesondere in der damals rund 25.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt. Dazu gehören unter anderem die Friedenskirche, die Ansgari-Kirche in Eversten, die Ohmsteder Kirche und die Garnisonskirche an der Peterstraße. Als letztere im Oktober 1903 eingeweiht wird, steht Johann bereits kurz vor seiner Konfirmation in der St.-Aegidius-Kirche in Berne. Ein Ereignis, an dem keines der drei jüngsten Geschwisterkinder teilnimmt: Nesthäkchen Karl bereichert die Familie erst im März 1907, die beiden anderen sind 1897 und 1899 im Alter von zwei Jahren beziehungsweise drei Monaten verstorben.
Angesichts des in der Wesermarsch geltenden Jüngstenrechts dürfte für Johann schon vor Karls Geburt klar sein, dass er nur geringe Chancen hat, eines Tages den elterlichen Hof weiterzuführen. Gleichwohl wird er nach dem Schulabschluss vermutlich zunächst auf dem elterlichen Betrieb arbeiten – bis ihn der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 aus seinem heimatlichen Umfeld herausreißt. Dort wird er den amtlichen Verlustlisten zufolge im Sommer 1915 leicht verwundet, kehrt aber bei Kriegsende im Herbst 1918 wohlbehalten nach Hause zurück.
Wann und wo Johann seine künftige Ehefrau Alma Wragge aus Hude kennenlernt, ist nicht überliefert. Da das Huder Kirchenbuch ihn bei der Trauung am 8. April 1921 als „Landwirt zu Hekelermoor“ ausweist, scheint er jedoch bis dahin weiter auf dem elterlichen Hof gearbeitet zu haben. Was durchaus ins Bild passen würde, schließlich ist der spätere Hoferbe Karl wenige Wochen zuvor gerade erst 14 Jahre alt geworden. Unmittelbar nach der Hochzeit zieht es Johann dann mit Alma in die Nähe der Schwiegereltern, die in Hude den Gasthof „Auf der Burg“ führen. Beide lassen sich nur knapp zwei Kilometer entfernt auf einem kleinen Pachthof an der Hurreler Straße in Vielstedt (heute: Klaus Boehnke) nieder. Dort kommen bis November 1930 die Kinder Herbert (Juli 1921), Gustav (Januar 1923), Heino (April 1925), Anita (Januar 1927), Bertha (März 1928) und Hans zur Welt.
Zwar betreibt Johann an der Hurreler Straße wie zuvor in Hekelermoor Landwirtschaft. Das alleine recht jedoch nicht aus, Alma und die stetig wachsende Kinderschar in den trotz überstandener Hyperinflation weiter schwierigen Zeiten über Wasser zu halten. Deshalb nimmt Johann schon bald eine Arbeit in der Margarinefabrik in Delmenhorst an. Eine Tätigkeit, die sein weiteres Leben Informationen aus der Familie zufolge in einem Detail prägen wird: Der Butter-Ersatzstoff, dessen offenbar wenig appetitliche Herstellung er hautnah miterlebt, kommt bei ihm nur noch im absoluten Notfall aufs Brot.
Um das Jahr 1932 herum – die Weltwirtschaftskrise strebt ihrem Höhepunkt entgegen und die Machtergreifung der Nationalsozialisten steht unmittelbar bevor – wechselt Johann die Branche und arbeitet fortan auf der Ziegelei in Munderloh. Da kommt es ihm gelegen, dass er mit dem Umzug in ein zum Hof von Heinrich Sparke in Hurrel gehörendes Heuerhaus (heute: Elfriede Sparke) den täglichen Arbeitsweg um etwa die Hälfte verkürzen kann. In Hurrel wird Johann noch einmal Vater: Im April 1936 macht Tochter Gisela die Familie komplett.
Zu diesem Zeitpunkt hat die zunehmende Militarisierung des Alltags im Dritten Reich längst die Schulen erreicht und somit auch Johanns Söhne Herbert, Gustav und Heino. Über die Stationen Jungvolk und Hitlerjugend führt ihr Weg mehr oder weniger direkt in die Wehrmacht und damit auf die Schlachtfelder des im September 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkriegs. Am Ende kehrt lediglich Herbert zurück – Gustav fällt im März 1944 in der Nähe der nordrussischen Stadt Pleskow, das letzte Lebenszeichen von Heino vor der Vermisstenmeldung kommt im März 1945 aus Ostpreußen. Johann selbst rückt gegen Kriegsende noch zum Volkssturm ein, Dauer und Ort seines Einsatzes lassen sich heute jedoch nicht mehr mit Gewissheit rekonstruieren. Die schwierigen ersten Nachkriegsjahre erlebt er dann wieder in Hurrel. Und natürlich in Munderloh, wo die Ziegelei ihren Betrieb unter britischer Besatzung schon bald wieder aufnimmt.
Gerade, als nach der Währungsreform vom Juni 1948 die Zeiten allmählich etwas besser zu werden versprechen, trifft Johann ein weiterer Schicksalsschlag: Im Frühjahr 1949 brennt das von ihm, Alma und der jüngsten Tochter Gisela bewohnte Heuerhaus bis auf die Grundmauern nieder. Aufnahme finden alle drei bei der zweitjüngsten Tochter Bertha und ihrem Ehemann Herbert Paradies auf dessen Hof am Alten Damm in Tweelbäke. Von dort aus fährt Johann auch in den folgenden Jahren an jedem Werktag zur Ziegelei nach Munderloh. Insgesamt 23 Jahre arbeitet er dort, bis er im Frühjahr 1955 in Rente geht.
Nach Almas Tod im Juli 1970 macht Johann vier Jahre später den durch den Bau der Autobahn A 28 bedingten Umzug von Berthas Familie nach Altmoorhausen mit. Trotz seines mittlerweile hohen Alters ist er noch immer sehr mobil: So fährt er regelmäßig mit dem Fahrrad zur Huder Bäckerei Spanhacke, um dort Schwarzbrot zu kaufen, und ein gleichfalls per Rad absolvierter Besuch auf dem jeweils Ende September eröffneten Kramermarkt in Oldenburg gehört für ihn auch jenseits der 85 noch zum Pflichtprogramm.
Im April 1980 feiert Johann bei immer noch zufriedenstellender Gesundheit seinen 90. Geburtstag. Es soll allerdings die letzte Feier bleiben: Wenige Wochen später wird Johann bettlägerig und erholt sich nicht mehr. Er stirbt am 9. November 1980 und wird fünf Tage später auf dem Alten Osternburger Friedhof in Oldenburg beerdigt.