Johann Hermann Grummer – Biographie

Johann Hermann Bernhard Grummer wird am 16. November 1860 als erstes Kind von Johann Grummer und Catharina Grummer auf dem elterlichen Hof in Altmoorhausen (heute: Henning Strudthoff) geboren. Er ist der ältere Bruder von Anna Gesine Grummer, Anna Mathilde Tönjes, Johann Diedrich Grummer, Helene Pflug, Friedrich Grummer und Hermann Grummer.

Am Tag von Johann Hermanns Geburt legt in der zur britischen Kolonie Natal in Südafrika gehörenden Hafenstadt Durban das erste Schiff mit Kontrakt-Arbeitern aus Britisch-Indien an. Der Überlieferung zufolge sind 197 Männer, 89 Frauen und 59 Kinder an Bord, die von örtlichen Farmern dringend für die Zuckerrohr-Ernte benötigt werden. Es ist der Auftakt einer Einwanderungswelle, die die Region bis heute prägt: Von den rund 1,5 Millionen Südafrikanern, die ihre ethnischen Wurzeln in Indien haben, leben mehr als 45 Prozent nahe Durban oder im Großraum von Pietermaritzburg, der damaligen Hauptstadt Natals.

Als eigenständige Kolonie existiert Natal seit 1856, sie geht zurück auf die kurzlebige, 1839 von burischen Siedlern gegründete Republik Natalia. Das vor der Ankunft der Buren vom Stamm der Zulu besiedelte Gebiet wird 1843 von Großbritannien annektiert und zunächst der seit 1814 ebenfalls britisch kontrollierten Kap-Kolonie angegliedert. Der Selbstständigkeit folgt ein im Wesentlichen durch Zuckerrohr-Plantagen getragener Wirtschaftsaufschwung, der jedoch angesichts eines seit 1838 in der Kap-Kolonie erlassenen und auch in Natal gültigen Sklaven-Verbots mehr und mehr ins Stocken gerät. Hier sollen die Kontrakt-Arbeiter Abhilfe schaffen.

Die mit den indischen Arbeitskräften geschlossenen Verträge laufen über drei Jahre. In dieser Zeit unterstehen sie strenger Aufsicht und Kontrolle – es besteht lediglich Anspruch auf Unterkunft, Essen und einen kargen Mindestlohn. Anschließend können die Arbeiter einen neuen Drei-Jahres-Vertrag abschließen, auf Kosten der Kolonialmacht in ihre Heimat zurückkehren oder aber im Land bleiben. In diesem Fall erhalten sie ein Stück Land zugeteilt, das dem Wert einer Rückfahrkarte entspricht. Obwohl die Arbeitsbedingungen sowie die hygienischen Zustände in den Unterkünften häufig alles andere als menschenwürdig sind, entscheiden sich viele der überwiegend aus der Provinz Madras stammenden Inder gegen eine Rückkehr. Da zudem das Interesse weiterer potenzieller Kontrakt-Arbeiter nicht abreißt, werden zeitweise auch in Madras billige Hilfskräfte knapp. Daraufhin setzt die dortige Provinzregierung das mit Natal geschlossene Abkommen 1865 vorübergehend aus.

Während im Herrschaftsbereich von Queen Victoria die Sonne niemals versinkt und sich britisch dominierte Kolonialverwaltungen auf den einzelnen Kontinenten gegenseitig die Arbeitskräfte abspenstig machen, geht es Anfang der 1860er Jahre im damaligen Deutschen Bund noch ausgesprochen provinziell zu. Es gibt weder Kolonien noch ein Kaiserreich – letzteres wird allerdings in Johann Hermanns erstem Lebensjahrzehnt unter preußischer Führung mit „Blut und Eisen“ erfochten. Drei Kriege sind dafür nötig, einer gegen Dänemark, einer gegen Österreich und einer gegen Frankreich.

Als Preußens König Wilhelm I. im Januar 1871 zum Kaiser ausgerufen wird, besucht Johann Hermann in Altmoorhausen bereits seit mehreren Jahren die vom Grummer-Hof nur rund 350 Meter entfernt gelegene Volksschule. Dort gehören neben dem knapp vier Jahre älteren Nachbarssohn Johann Conrad Heyne unter anderem Johann Menkens, Johann Pundt und Johann Hinrich Rische zu seinen Mitschülern. So wie in diesem Fall die Vornamen gleichen sich auch die Lebensverhältnisse im Dorf: Fast alle Bewohner sind neben der Landwirtschaft auf einen Nebenerwerb angewiesen, in Johann Hermanns Familie ist es unter anderem der Torfabbau. Und wie viele andere Familien trifft sie die Ruhr-Epidemie, die Altmoorhausen im Spätsommer 1872 heimsucht: Zu deren Opfern nämlich gehört neben 17 anderen Kindern Johann Hermanns neunjährige Schwester Anna Gesine. In den Jahren 1874 und 1878 kommen dann die beiden jüngsten Geschwisterkinder hinzu.

Auch in den folgenden zwei Jahrzehnten lebt und arbeitet Johann Hermann auf dem elterlichen Hof. Im August des Drei-Kaiser-Jahres 1888 stirbt wenige Monate vor ihrem 50. Geburtstag Mutter Catharina, so dass Vater Johann und der designierte Hoferbe Hermann vermutlich über jede helfende Hand froh sind. Der im April 1898 gefeierten Hochzeit mit Catharine Wilkens aus Hurrel folgt in Altmoorhausen die Geburt von insgesamt vier Kindern: Johann Heinrich (April 1899), Heinrich Diedrich (Oktober 1900), Adele Gesine (April 1902) und Mathilde (Juli 1904).

Tochter Adele stirbt im Januar 1903 noch vor der Vollendung ihres ersten Lebensjahres. Mit den überlebenden drei Kindern ziehen Johann Hermann und Catharine 1906 nach Munderloh, wo sie am heutigen Imhagenweg einen rund 18 Hektar großen Hof (heute: Else Harms) gekauft haben. Dort erlebt Johann Hermann mit dem im August 1914 ausbrechenden Ersten Weltkrieg den vierten und blutigsten Krieg seines Lebens. Er selbst nimmt zwar wie an den drei früheren nicht teil, muss aber zusehen, wie seine jugendlichen Söhne in der Schlussphase noch zur Armee eingezogen werden. Ihre Rückkehr nach der 1918 erlittenen Niederlage erlebt Johann Hermann noch mit, ebenso die Fortsetzung ihrer Ausbildung im Oldenburger Lehrerseminar – nicht aber die Hochzeit der durch die Berufswahl der Brüder zur Hoferbin aufgestiegenen Tochter Mathilde mit Heinrich Hagestedt. Johann Hermann stirbt am 28. Mai 1925 im Alter von 64 Jahren und wird wenige Tage später auf dem Neuen Friedhof in Kirchhatten beerdigt.